Miss Germany? Ich?

Als ich auf dem Instagram Profil meiner besten Freundin Doreen sah, dass sie für Miss Germany in der neuen Kampagne Werbung macht, viel ich direkt von meinem Küchenstuhl. Nicht, weil sie nicht eine wunderschöne Frau ist. Im Gegenteil: Doreen ist Model, Architektin, Event Designer und Mama. Aber eben weil sie, wie ich, nicht die Typ Frau ist die sich mit dem Konzept Schönheitswettbewerb anfreundet, geschweige denn jemals identifizieren würde. Nun ja… Etwas verwundert schrieb ich ihr also eine Nachricht, was das denn auf sich habe. Ihre Antwort überraschte mich, so wie manch andere auch sehr. Die Miss Germany habe einen Konzeptwandel gehabt, und bezieht sich fortan auf Werte, die dem Äußeren überlegen sind. Sie wären auf der Suche nach Frauen mit Haltung und Lebenserfahrung, meinte Doreen, zwei Qualitäten die im traditionellen Schönheitswettbewerb nicht an erster Stelle stehen. Nach unserem Gespräch bewarb ich mich, eher auch Geck als alles andere, und vergass die Bewerbung dann auch ganz schnell wieder. Die erste Einladung zu den Live Experiences löste bei mir dann Panik aus, denn jetzt wurde es Ernst. Meine generelle Haltung, alles mit sehr viel Sarkasmus zu sehen, würde mich in dieser Situation nicht weit bringen, und ich musste mir ernsthafte Gedanken machen, wie ich das ganze für mich selber nicht ins Lächerliche ziehe. Dann kamen die Live Experiences in Hamburg, und mit dem ersten Interview vor laufender Kamera wurde mir bewusst: Miss Germany lebt den Konzeptwandel voll und ganz aus. Kein Catwalk Laufen, keine Fotos in Bikinis, und keine schwarzen Zahlen auf weissen Blöcken die uns voneinander unterscheiden sollten. Hier ging es um starke Meinungen und authentische Geschichten. Schnell wurde mir bewusst, dass ich hier zusammen mit den anderen Frauen in dem Raum gerade Geschichte schreibe.

Dann kam mein Titel als Miss Schleswig-Holstein, die drei Wochen Personality Camp, und schließlich das Finale. Was für ein wilder Trip! Nie fühlte ich mich in Situationen gedrängt, doch ständig aus meiner Komfortzone. Nie hatte ich das Gefühl, mich verstellen zu müssen, und ständig wurde ich herausgefordert, eine bessere Version von mir selbst zu sein.

In meinem halben Jahr als Miss Germany bleibt es auch weiterhin so. Mein Management Team schreibt mir nichts vor, bremst mich aus oder verbietet mir den Mund. Der Titel bedeutet für mich die Ehre alle starken und authentischen Frauen Deutschlands zu repräsentieren. Ich bin keine Schönheit, ich bin eine Frau mit Haltung, die jeden Tag versucht, andere Frauen ein bisschen auf ihren Schicksalswegen zu stärken, und zu ihrer eigenen Stimmen hin zu ermutigen.   

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