Meine Reise Zur Miss Germany

Die Frage, warum ich mich bei Miss Germany beworben habe, ist die wohl meist gestellte Frage meines Lebens. Doch zu Recht wird sie mir so oft gestellt. Ich bin nun wirklich nicht der Typ, der sich für das Thema Schönheitsbewerb interessieren würde. Nicht, weil ich eine verachtende Einstellung dazu beziehe, im Gegenteil: ich glaube das wir Frauen berechtigt sind, mit unserem Körper, Kopf und Wesen genau das zu machen, was wir für richtig halten. Ich selber habe über 15 Jahre lang als Model gearbeitet, und habe mir so meinen Weg durch die Weltgeschichte finanziert.  

Doch die Frage nach meiner Teilnahme ist berechtigt, weil ich mit 35 Jahren wohl nicht in das klassische Bewerbungsbild passe. Tatsächlich bin ich über meine beste Freundin Doreen Schumacher in die Sache “reingerutscht”. Doreen wurde von der Miss Germany Cooperation angeheuert, um die authentische Frau der neuen Ära zu repräsentieren. Zusammen mit drei weiteren Powerfrauen stand Doreen für die Relaunch Kampagne vor der Kamera. Sie erzählte mir von ihrer Erfahrung, und von einem längeren Gespräch, welches sie mit Max über das neue Konzept führte. Dieses Gespräch lies sie so überzeugt, dass sie mich danach gleich anrief um mich zu meiner Bewerbung anzustiften. Ich fand den Vorschlag amüsant, nahm ihn aber nicht sonderlich ernst. 

Letzten Sommer bewarb ich mich, zu meiner eigenen Überraschung, dann doch. Ich hatte meinen Sohn gerade in die Kita gebracht, und wollte auf dem Nachhause Weg noch einmal kurz in die Kieler Förde springen. Als ich in meinem nassen Badeanzug auf dem Strand lag, und mal wieder etwas zu viel Zeit auf Instagram verplemperte, stoss ich über Doreen’s Profil auf das, der Miss Germany. Ganz spontan beschloss ich mich in dem Moment zu bewerben. Das Salzwasser tropfte mir über meine Nase auf den Bildschirm meines Telefons, und meine Spieglung auf dem Glas beschwerten mir den sonst sehr einfachen Prozess der Online Bewerbung, doch ich dachte mir nicht viel zu all dem, und machte mich bald darauf auf den Rückweg. 

Als die Zusage zu den Live Experiences nach ein paar Wochen auf einmal kam, wurde ich mir der Ernst meiner Bewerbung bewusst. Ab dem Punkt sah ich das Potential meiner Bewerbung als Botschaft für Frauen, ganz und gar dem nachzugehen was uns verunsichert, uns fordert, vielleicht auf den ersten Blick nicht zu uns passt, und dem eine Chance zu geben, welches oftmals durch Vorurteile belastet erscheint. Erst wenn wir uns aus unserer Komfort Zone trauen, öffnen wir auch unseren Horizont, und somit unser Potential.

Der ganz Prozess des Personality Camps hat mich als “Alter Hase” positiv überrascht: die Workshops,  die Freundschaften, die Erkenntnisse, die Lehren, der Wachstum. Ich fühlte mich durch die Erfahrung bereichert und gefordert. 

Nun bin ich “aus Versehen” Miss Germany 2020 geworden. Doch ich sehe mich nicht als Siegerin. Ich stehe für alle starken, authentischen und unkonventionellen Frauen die wissen, dass es nie zu spät ist, sich etwas ganz Neues, ganz Grosses zu trauen. 

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